Wendelinus-Kapelle

Geschichte

 

Wendelinus-Kapelle vor Renovierung
Bildrechte Kirchengemeinde Klingenberg/Wörth

1780 wurde die Wendelinuskapelle an der oberen Waisenhausstrasse erbaut. Die großen Überschwemmungen des 18. Jahrhundert hatten der Kapelle öfters schwer zugesetzt und so wurde die Kapelle vom unteren Ende der Waisenhausstrasse an ihren heuten Platz verlegt. Hier waren Überschwemmungen und Abschwemmungen nun endgültig nicht mehr zu befürchten. Initiator von Verlegung und Neubau der Kapelle war Pfarrer Johannes Zöller, der von 1747 – 1788 in Wörth gewirkt hat. Pfarrer Zöller stellte den Bauplatz zur Verfügung: Die Ecke des in seinem Besitz befindlichen Gartens. Die Finanzierung der Kapelle erfolgte ausschließlich durch freiwillige Spenden und Stiftungen.

Die Statik des Gebäudes scheint den Anforderungen guter handwerklicher Kunst nicht entsprochen zu haben. Nachdem 1831 bereits Reparaturen fällig waren, stellte 1841 der königliche Ingenieur Streiter fest, das die Seitenwände infolge einer fehlerhaften Dachkonstruktion schadhaft geworden seien.

Wendelinus-Kapelle alter Altar
Bildrechte Kirchengemeinde Klingenberg/Wörth

Auf seine Anregung hin wurden damals die Spanneisen eingezogen, die die Mauern im Chorbereich zusammenhalten. In diesem Jahr übernahm die Gemeinde die Baulast für die Wendelinuskapelle. Ab Oktober 1954 konnte die Kirchengemeinde Erlenbach die Wörther Wendelinus-Kapelle als Gottesdienstraum benutzen. Der Stadtrat als Baulastträger und die katholische Kirchenverwaltung gaben hierfür einstimmig ihre Genehmigung. Im Jahr 1974 wurde die Kapelle erneut renoviert. Mit einfachen Mitteln – auch damals herrschte Geldmangel – versuchte man den Innenraum der Kapelle ansprechend zu gestalten. Dabei fanden auch sechs Schöpfungsreliefs von Frau Leder-Fischer ihren Platz in die Kapelle.
Nach erfolgreicher Umstrukturierung der Pfarrei Erlenbach im Jahr 2003 – die Gläubigen Wörths bilden seitdem mit den Evangelischen Klingenbergs die Trinitatisgemeinde Klingenberg/Wörth – stand erneut eine Renovierung an. Zu stark war die Bausubstanz der Kapelle angegriffen und auch die Innenausstattung der Kapelle schien nicht mehr zeitgemäß. 

So wurde der Außenbereich der Kapelle im Jahr 2005 von der Stadt Wörth renoviert, und im Zuge dessen auch Neuanfertigungen der Schutzpatrone der Kapelle St. Wendelin sowie St. Rochus in die Nischen über das Eingangsportal gesetzt.

Der Innenraum der Kapelle wurde komplett neu gestaltet. Die roten „Erlösungsfenster“ des Hausener Künstlers Jürgen Hanfner verleihen dem Kirchenraum eine stark meditative Atmosphäre.
 
Das Rot, als Farbe des Menschen wird nach oben hin vom göttlich-transzendenten Weiß durchbrochen. Altar, Ambo und Kreuz wurden vom Darmstädter Künstler Thomas Duttenhoeffer entworfen. 

Architektur

Die Lage am Rande des von Pfarrer Zöller bereitgestellten Gartengrundstückes hat den eigenartigen Grundriss der Kapelle bedingt, der nicht genau nach dem rechten Winkel ausgerichtet ist, sondern dem tatsächlichen Grenzverlauf von Strasse und Garten angepasst worden ist. Das Langhaus ist deshalb auf der einen Seite 8,50 m, auf der anderen Seite dagegen 9,00 m lang und 5,50 m breit.
Am 27. Januar 1781 wurde das Türmchen auf den Dachstuhl gesetzt, in dem die Glocke aus der alten Kapelle aufgehängt worden ist.
An der Außenwand stehen in zwei verglasten Nischen die farbigen Statuen der Heilige Wendelinus und Rochus. Beiderseits des Haupteinganges mit der Jahreszahl 1780 sind zwei ovale Öffnungen aus Rotsandstein zu sehen, durch die das frühere Kornopfer in die im Kapelleninneren stehenden Holzbehälter eingeschüttet worden sind. 
Für den Schmuck des Innenraums, der auf beiden Seiten von drei großen Fenstern erhellt wird wurde 1781 ein 14-Nothelfer-Bild gekauft. 1783 kam das Kümmernisbild, das heute in der Pfarrkirche hängt, aus der St. Wolfgangskirche in die Wendelinuskapelle.